geförderte Projekte

Bündnisinitiative Gender Data Gap

Die Mitglieder des Bündnisses für nachhaltige Textilien, Hess Natur-Textilien GmbH & Co. KG, GERRY WEBER International AG, FEMNET e.V. und Global Standard gGmbH bilden, gemeinsam mit der hessnatur stiftung, die „Bündnisinitiative Gender Data Gap“.

Hintergrund des Projekts:

Die Zusammenarbeit entstand über den Ideenwettbewerb des Bündnisses für nachhaltige Textilien zu den Textilbündnis-Fokusthemen: Existenzsichernde Löhne und Einkaufspraktiken, Kreislaufwirtschaft und Klima, Geschlechtergerechtigkeit und Beschwerdemechanismen und Abhilfe.

Ziel der Projekte ist es, über gemeinsames Engagement mehrerer Bündnismitglieder die Arbeitsbedingungen in den textilen Lieferketten zu verbessern und die Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren. In der Bündnisinitiative Gender Data Gap engagieren sich Mitglieder zum Fokusthema Geschlechtergerechtigkeit im tunesischen Kontext: Eine eigens entwickelte Methodik soll genderspezifische Daten zukünftig besser erfassen, um daraus gezielt Maßnahmen abzuleiten, die die Gleichberechtigung der Geschlechter am Arbeitsplatz fördern.

Fokusthema Geschlechtergerechtigkeit:

Arbeiterinnen in der Textilindustrie sind häufig intersektionaler Diskriminierung ausgesetzt

„Regelmäßig erleben vor allem Frauen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, Entgelt-Ungleichheit, Benachteiligung beim beruflichen Aufstieg oder Diskriminierung aufgrund einer Schwangerschaft.
Wie kann diese Diskriminierung beseitigt und geschlechtsspezifische Gewalt im Textilsektor überwunden werden?“

Quelle: Bündnis für nachhaltige Textilien

Eine der besuchten Produktionsstätten in Tunesien. Quelle: hessnatur stiftung
Um ein Problem zu lösen, müssen wir es zunächst kennen und beschreiben können. Ein wichtiger Grundstein dafür ist die systematische Datenerhebung zu genderspezifischen Themen in Produktionsstätten.

Im Global Gender Gap Index befindet sich Tunesien auf Rang 119 von 149 (2018). Laut des „FWF GENDER FACT SHEET“[1] leiden viele Frauen in Tunesien unter sexueller Belästigung und Gewalt. Zudem leiden viele Frauen unter ökonomischer Gewalt, da sie entweder nicht arbeiten dürfen oder ihre Löhne durch Familienmitglieder konfisziert werden. In der Textilindustrie äußern sich die Indizien für geschlechterspezifische Diskriminierung in den Produktionsstätten insbesondere durch Kurzzeitverträge, Überstunden, Gehaltsungleichheiten, mangelnder Repräsentation von Frauen in Führungspositionen und mangelndem Mutterschaftsschutz.

Obwohl das Wissen zu den potenziellen Auswirkungen des OECD-Sektorrisikos „Diskriminierung, sexuelle Belästigung, geschlechtsspezifische Gewalt“ bekannt ist, ist das tatsächliche Ausmaß der geschlechterspezifischen Diskriminierung aufgrund fehlender und intransparenter Daten und sehr niedrigen Berichtsraten schwierig zu evaluieren. Diese Datenlücken sind auch in der derzeitig unzureichenden Methodik der Datenerhebung, wie in Auditierungen zu sehen, widergespiegelt.

Hinzu kommt, dass Unternehmen aufgrund der mangelnden Daten vor dem Problem stehen, überhaupt effektive Maßnahmen gegen Geschlechterungleichheiten und Diskriminierungen umzusetzen.

Daher benötigen textile Unternehmen, Produktionsstätten und Auditor*innen eine harmonisierte und praktisch anwendbare Methodik zur Datenerhebung, welche länder- und unternehmensübergreifend einsetzbar ist. Bei der Datenerhebung ist das „wie“ besonders wichtig. Da sensible Daten erhoben werden, muss Vertrauen geschaffen werden, damit sich Frauen ohne Angst vor Repressalien zu Vorfällen geschlechterspezifischer Diskriminierung äußern können.

Gesammelte Daten sind ein erster Schritt, aber stellen nur das Fundament dar, um tatsächlich Verbesserungen von Arbeitsbedingungen und geschlechterspezifischer Diskriminierung erreichen zu können. Eine praktische Übersetzung der erhobenen Daten in unternehmensspezifische und messbare Ziele und Maßnahmen muss folgen.

Dazu wird im Rahmen der Bündnisinitiative ein Tool entwickelt, aus dem Maßnahmen zur Verbesserung von Geschlechterungleichheiten auf Basis erhobener Daten abgeleitet werden können. Erkannte Maßnahmen werden mit den beteiligten tunesischen Produktionsstätten besprochen und umgesetzt.

[1] Fair Wear Foundation, Tunisa Gender Fact Sheet, https://api.fairwear.org/wp-content/uploads/2019/02/7.-Tunisia-Gender-Fact-Sheet.pdf, 09.02.2023

Die Bündnisinitiative findet statt im Rahmen des Bündnis für nachhaltige Textilien, wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert und gemeinsam von der hessnatur Stiftung, Hess Natur-Textilien GmbH & Co KG, GERRY WEBER International AG, FEMNET e.V., Globald Standard gGmbH und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH umgesetzt. Im Bündnis für nachhaltige Textilien arbeiten Wirtschaft, Zivilgesellschaft und die Bundesregierung gemeinsam daran, die Bedingungen in Textillieferketten sozial gerechter und umweltverträglicher zu gestalten. Neben ihren individuellen Aktivitäten und Verpflichtungen engagieren sich die Mitglieder in gemeinsamen Projekten in den Produktionsländern. 

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